Glühwürmchen

Nicht für schwache Nerven…

Diese Geschichte las ich vor ungefähr fünf Jahren. Als sie mir jetzt wieder in die Hände fiel kamen mir echt die Tränen…

Du hast Feierabend. Auf dem Heimweg schaltest du das Radio ein. Unter den Meldungen ist eine über ein kleines Dorf in Indien. Einige Dorfbewohner sind plötzlich an einer merkwürdigen Krankheit gestorben, die zuvor gänzlich unbekannt war. Es ist nicht die Influenza, aber drei oder vier Leute sind gestorben. Die Wissenschaftler reagieren interessiert, und die Weltgesundheitsorganisation hat ein paar Ärzte entsandt, um die Angelegenheit zu untersuchen.

Du denkst nicht lange darüber nach, aber am Sonntag hörst du wieder eine Meldung zum Thema. Diesmal sind es nicht drei, sondern 30.000 tote Dorfbewohner aus einem abgelegenen Tal in Indien. Am Abend berichtet das Fernsehen darüber. N-TV bringt einen Kurzbericht; Mitarbeiter des Tropeninstituts in Hamburg reisen in das Gebiet, um diese bisher unbekannte Krankheit zu untersuchen.

Am Montagmorgen, als du aufstehst, ist es die Topstory aller Nachrichtensendungen und beherrscht die Titelseite der Zeitungen. Es geht nicht mehr nur um Indien – auch Pakistan, Afghanistan und der Iran sind betroffen.

Überall ist „der mysteriöse Infekt“ das Gesprächs- und Nachrichtenthema. Der Bundespräsident hat eine Presseerklärung herausgegeben, dass alle beten sollen und hoffen, dass es gut ausgehen wird. Aber jeder fragt sich: „Wie wollen wir diese Krankheit in den Griff bekommen?“ Zu diesem Zeitpunkt macht der Präsident von Frankreich eine Ankündigung, die Europa schockiert: Frankreich schließt seine Grenzen, Flüge aus Indien, Pakistan oder einem anderen Land, in dem diese Krankheit aufgetaucht ist, erhalten keine Landeerlaubnis.

Du willst wissen, wie die Sache weitergeht, und siehst am Abend die Nachrichten. Da wird eine Sondermeldung eingeblendet. Eine weinende Frau erklärt, dass in einem Pariser Krankenhaus ein Mann am „Mysteriösen Infekt“ stirbt. Die Krankheit hat Europa erreicht! Das Einzige, das die Fachleute sagen können ist: „Wenn du dich angesteckt hast, hast du die Krankheit eine Woche in deinem Körper ohne etwas davon zu merken. Dann folgen vier Tage schrecklichster Symptome und dann stirbst du.“

Dienstagmorgen: Auch die anderen europäischen Länder und die USA schließen die Grenzen. Die Bundeskanzlerin hält eine Fernsehansprache: „Aus Gründen der nationalen Sicherheit und aus Sorge um die Gesundheit der Bürger können wir niemanden, der aus einem anderen Land kommt in die Bundesrepublik einreisen lassen. Sollten sich Ihre Familienmitglieder oder Freunde im Ausland aufhalten bedauern wir das sehr. Sobald die Krise bewältig ist, können sie zurück kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.“ Panik erfasst das ganze Land. Die Leute fragen sich: „Was, wenn es auch zu uns kommt?“

Es ist Mittwoch und du sitzt in einer Besprechung. Plötzlich stürmt jemanden in den Raum und ruft: „Macht das Radio an, macht das Radio an!“ Die Stimmte im Radio verkündet: „In der Universitätsklinik in Hamburg sterben zwei Frauen am „mysteriösen Infekt“.

Es ist zu spät. Innerhalb von Stunden, so scheint es, breitet sich die Krankheit über das ganze Land aus. Forscher auf der ganzen Welt arbeiten rund um die Uhr, um ein Gegenmittel zu finden – ohne Erfolg. Von Sibirien bis Irland, von Alaska bis Feuerland – von überall hört man die Schreckensmeldungen. Und dann, auf einmal, läuft eine Nachricht um die Welt: Der Code ist geknackt! Ein Heilmittel ist gefunden. Man kann einen Impfstoff herstellen. Man braucht dafür das Blut einer Person, die noch nicht infiziert ist. Überall, auf jedem Radio- und Fernsehkanal, hört man folgende Aufforderung: Melden Sie sich im nächsten Krankhenhaus, lassen Sie Ihr Blut testen und Ihre Blutgruppe bestimmen. Wenn die Sirenen in Ihrem Stadtteil ertönen, machen Sie sich unverzüglich, aber ruhig und diszipliniert auf den Weg.

Am späten Freitagabend ist euer Bezirk dran. Als du mit deiner Familie am Krankenhaus eintriffst, müsst Ihr euch in eine lange Schlage einreihen. Krankenschwestern und Ärzte kommen heraus, piepsen jeden in den Finger, nehmen ihm Blut ab und kennzeichnen es. Als eure Familie dran war sagt man euch: „Warten Sie bitte auf dem Parkplatz. Sobald wir Ihren Namen aufrufen, können Sie nach Hause fahren“. Auf dem Parkplatz steht ihr zusammen mit euren Nachbarn, ängstlich, irritiert und fragt euch, ob diese Krankheit vielleicht das Ender der Menschheit bedeutet. Plötzlich kommt ein Mann aufgeregt aus dem Krankenhaus gerannt. Er ruft einen Namen und wedelt mit einem Clipboard herum. Man kann ihn kaum verstehen, aber er ruft immer wieder. Und dann zupft dich dein Sohn am Ärmel und sagt: „Papa, er ruft meinen Namen.“

Bevor du reagieren kannst, haben sie deinen Jungen geschnappt. „Moment mal!“ rufst du. Doch sie sagen: „Ist schon gut. Sein Blut ist in Ordnung. Er ist noch nicht infiziert. Wir wollen ihn noch einmal untersuchen um sicher zu gehen, aber es sieht so aus, als hätte er das ideale Blut.“
Fünf oder zehn Minuten später kommen die Ärzte und Krankenschwestern durch die Tür. Die Anspannung ist verschwunden. Sie jubeln und umarmen einander – einige lachen sogar. Es ist das erste Mal, dass du jemanden lachen siehst in dieser Woche. Ein älterer Arzt kommt auf dich zu und sagt: „Vielen Dank. Ihr Sohn hat das ideale Blut, wir können anfangen den Impfstoff herzustellen.“

Als sich die Worte auf dem Parkplatz ausbreiten, hört man Seufzer der Erleichterung. Einige beten, andere lachen, wieder andere weinen. Aber dann nimmt der grauhaarige Arzt dich und deine Frau zur Seite und sagt: „Können wir Sie einen Moment sprechen? Wir wussten nicht, dass der Spender ein Kind sein würde, und wir brauchen … wir brauchen Ihre Einverständniserklärung.“ Du beginnst, deine Unterschrift unter das Dokument zu setzen und überfliegst es dabei. Die fällt auf, dass das Feld mit der Anzahl der Blutröhrchen, die abgenommen werden sollen, nicht ausgefüllt ist. „Wie-wie-wieviele Röhrchen werden Sie ihm abnehmen?“ Bei dieser Frage verschwindet das Lächeln vom Gesicht des Arztes und er antwortet.: „Wir haben ja nicht geahnt, dass es ein Kind sein würde. Wir sind nicht darauf vorbereitet. – Wir brauchen alles. Aber, aber … Sie verstehen das nicht. Wir reden hier davon, dass die Menschheit gerettet werden kann. Bitte unterschreiben Sie. Wir, wir brauchen alles – wir brauchen alles!“ „Aber können Sie ihm keine Transfusion geben?“ „Wenn wir sauberes Blut hätten, würden wir das tun. Können Sie bitte unterschreiben?“
Du stehst da wie betäubt –
und unterschreibst.

Kannst Du Dich in dieses Gefühl hineinversetzten? Schrecklich, oder?!!!!

So muss Gott sich gefühlt haben, als er beschloss seinen Sohn sterben zu lassen um der Menschheit eine Möglichkeit zur Rettung anzubieten. Die Frage ist wie gehen wir, wie gehst DU mit dieser Möglichkeit um?

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